Fehlzeitenanalyse: Psychische Belastung macht Führungskräfte krank

Berlin, 02. November 2023
Credit: Usman Yousaf

Auf einen Blick

  • Der Coaching-Anbieter Don’t Call Me Sick! untersucht die Entwicklung von Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) bei Führungskräften
  • Psychischen Erkrankungen sorgen bei Führungskräften für die meisten Krankschreibungen
  • Fehltage aufgrund von Krebserkrankungen steigen unter Führungskräften überdurchschnittlich stark an
  • Menschen in systemrelevanten Berufen sind mental und körperlich überdurchschnittlich stark belastet

 

Berlin, 2. November 2023 – Jedes neue Jahr bringt Rekordwerte bei Krankschreibungen aufgrund psychischer Probleme. Eine wachsende Arbeitslast und toxische Chefs befeuern diese Entwicklung. Doch nicht nur Mitarbeitende sind immer stärker belastet. Auch die Vorgesetzten leiden unter dem wachsenden Druck im Arbeitsleben. Dies zeigt eine Untersuchung zu Fehltagen unter Beschäftigten in Führungspositionen von Don’t Call Me Sick!, Anbieter eines berufsbegleitenden Coaching-Programms für Führungskräfte nach Krankheit. Für die Analyse wurden Krankschreibungen aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes, endokrinen Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten, Erkrankungen des Kreislaufsystems, Neubildungen sowie Vergiftungen und Verletzungen untersucht. Als Datengrundlage dienen die Arbeitsunfähigkeitstage je Versichertenjahr (AU-Tage) der Techniker Krankenkasse. 

Hohe mentale Belastung bei Führungskräften
Kein anderer Diagnosebereich hat im untersuchten Zeitraum von 2018 bis 2022 einen so starken Anstieg von Fehltagen zu verzeichnen wie psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Die Fehlzeiten der untersuchten Führungskräfte stiegen im Untersuchungszeitraum von 2,38 AU-Tagen im Jahr 2018 um 17 Prozent auf 2,77 AU-Tage an. Damit liegt der Anstieg leicht unter dem TK-Durchschnitt von 20 Prozent im gleichen Zeitraum für psychische Erkrankungen.

Überdurchschnittliche Steigerung von Krebsdiagnosen
In der Diagnosegruppe Neubildungen, zu denen Krebserkrankungen zählen, steigen die Fehltage bei Führungskräften deutlich stärker an als im Gesamtvergleich. 2018 lag der durchschnittliche Wert bei 0,38 AU-Tagen unter den untersuchten Führungskräften, fünf Jahre später bei 0,52 AU-Tagen – das ist eine Steigerung um 37 Prozent. Bei allen TK-Versicherten sind die Fehltage mit dieser Diagnose zwischen 2018 und 2022 nur um 4,9 Prozent von 0,51 AU-Tagen auf 0,54 AU-Tage gestiegen.

Systemrelevante Berufe besonders häufig von psychischen Erkrankungen betroffen
Von den Berufen, deren Daten ausgewertet wurden, haben vor allem systemrelevante Tätigkeiten hohe Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen. Führungskräfte aus der Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe hatten 2022 mit 4,9 AU-Tagen deutlich mehr Fehltage aufgrund von psychischer Belastung als die Gesamtheit der Versicherten (3,3 AU-Tage). Ebenso Führungskräfte aus den Bereichen Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege (3,8 AU-Tage) und Überwachung und Steuerung des Verkehrsbetriebs (4,4 AU-Tage). 

Auch die körperliche Belastung systemrelevanter Berufe macht krank
Aber nicht nur die Psyche dieser Beschäftigten ist angegriffen. Auch bei Erkrankungen des Kreislaufsystems, zu denen Herzerkrankungen und Bluthochdruck gehören, sind Führungskräfte aus systemrelevanten Berufen besonders betroffen. Bei der Anzahl der AU-Tage aufgrund von Erkrankungen des Kreislaufsystems sind Führungskräfte aus der Gastronomie im vergangenen Jahr am stärksten betroffen (0,75 AU-Tage), gefolgt von Gartenbau (0,6 AU-Tage), Gesundheits- und Krankenpflege (0,54 AU-Tage), Erziehung (0,5 AU-Tage) und Verkauf (0,46 AU-Tage).

Fehlzeiten summieren sich zu hohen Kosten
Die durchschnittliche Falldauer für Krankschreibungen mit Diagnosen von psychischen Störungen lagen 2022 für TK-Versicherte bei 46 Tagen bei den Frauen und 47 bei den Männern. Bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von 75.000 Euro für eine Führungskraft, liegen bei 250 Arbeitstagen im Jahr die Lohnkosten bei 300 Euro pro Arbeitstag. Dieser Betrag summiert sich in den ersten sechs Wochen einer Krankschreibung auf 9000 Euro – nur für die Lohnfortzahlung. Weitere Kosten wie Umsatzeinbußen, Überstunden und Mehrbelastung der Belegschaft sind hier noch nicht enthalten. 

Dr. Frauke Bataille, Fachärztin und Mit-Gründerin von Don’t Call Me Sick!, kommentiert: Die steigende Anzahl von Menschen mit Krebserkrankungen und psychischen Problemen ist alarmierend und deckt sich mit meinen persönlichen Erfahrungen. Als Pathologin werde ich in meiner Praxis mit einer steigenden Anzahl von Krebsdiagnosen konfrontiert. Im Coaching erlebe ich die wachsende psychische Not von Menschen, die Rat suchen. Für Unternehmen bedeutet diese Entwicklung, dass mehr in den Erhalt und die Wiederherstellung der Mitarbeitergesundheit investiert werden muss.”

Über die Untersuchung
Für die Untersuchung wurden Krankheitsdaten nach Tätigkeitsschlüsseln für Aufsichts- und Führungskräfte aus dem TK-Fehlzeitentool ausgewertet. Für die Analyse wurden die Berufe berücksichtigt, die vollständige abrufbare Datensätze zu den Gesamtzahlen, Männern und Frauen haben. Die über das Tool ausgegeben Daten zu den Diagnosekapiteln endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten und Vergiftungen und Verletzungen sind unvollständig und wurden in der Analyse nicht berücksichtigt. Die kompletten Zahlen können hier eingesehen werden.

Über Don’t Call Me Sick!

Don’t Call Me Sick! ist ein Health Coaching Programm, das 2023 von Fachärztin Dr. med. Frauke Bataille und  den Business-Health-Coaches Kara Pientka, Katja Söhner-Bilo und Christina Yuko Vogel ins Leben gerufen wurde – in Zusammenarbeit mit dem INHESA-Institut für Health- und Selfcare. In ihren langjährigen Erfahrungen als Coaches haben die Gründerinnen die Lücke erkannt, die für Menschen nach gesundheitlicher Krise und dem Wiedereinstieg in den (Berufs-)Alltag entsteht. Diese wird durch das Don’t Call Me Sick!-Programm geschlossen, in dem Menschen ein Programm und Raum geboten wird, mit dem sie ihre eigenen gesunden Handlungsstrategien entwickeln können, um wieder in die Leistungsfähigkeit zu finden. Das Programm findet in sechs Modulen über einen Zeitraum von einem Jahr in sorgfältig kuratierten Kleingruppen statt und richtet sich an Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden die Teilnahme an dem Programm ermöglichen möchten. Die Coaches setzen bei ihrer Arbeit auf einen ganzheitlichen, wissenschaftlich und medizinisch fundierten Ansatz. Betroffene haben die Möglichkeit, an den Standorten München, Berlin sowie Düsseldorf an dem Programm teilzunehmen. Mehr Informationen über Don’t Call Me Sick! finden Sie unter:

www.dont-call-me-sick.de

 
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